Linsen-Mandarinen-Miso „Linso“ einfach selber machen

Logbook Eintrag: Linsen-Miso selber machen, inspiriert von Nomas: Rose Peaso

Im Noma Kochbuch zu schmökern ist immer inspirierend, diesmal hat mich die Idee Miso aus Erbsen, also mal nicht aus Sojabohnen, zu machen nicht losgelassen. In besagten Kochbuch prägen sie für dieses Miso das Kofferwort: Peaso. Also eine Mischung aus (yellow or split) Peas (deutsch: Schälerbsen) und Miso. Das geht auch auf Deutsch! Die Mischung aus Linsen und Miso ist: Linso! Kurze Googlekontrolle. Gibt es noch gar nicht. Google Suche 13. 09. 2023 –> “Linso Rezept”

Neu: Granatapfel Logbook

Mit diesem Rezept führe ich eine neue Kategorie auf meinem Blog ein: das Logbook. So werde ich ab jetzt alle Rezepte kennzeichnen, die Fermentier-Experimente sind. Das ist speziell bei Miso-Versuchen sinnvoll, da Misos auch mal Jahre reifen können. Das dauert einfach zu lange, um das Ergebnis abzuwarten, so kann ich alle gleich teilhaben lassen.

Miso aus Linsen

Von Nomas Rose Peaso inspiriert, habe ich beschlossen, ein Linso zu kreieren. Ich liebe roten Linsen und bin sehr gespannt, wie sich der Geschmack von Mandarinenschalen in diesem Miso entwickelt. Rene Redzepi und David Zilber beschreiben in ihrem Buch The Nomas Guide to Fermentation sehr schön, warum sie Erbsen bzw. Linsenmiso so schätzen. Es ist für sie die (nord-) europäische Antwort auf japanisches Miso, da Erbsen und Linsen in Europa eine lange Geschichte haben und insofern hier mehr kulinarisch verankert sind als Sojabohnen. Im Noma waren/sind sie extrem begeistert davon:
“Miso made with yellow peas was a revelation at Noma. When the first batches of “peaso” made their way around the kitchen, many of the cooks working at the time became completely enamored of the new concoction, and found any excuse to use it wherever they could.”
Deutsch: “Miso aus gelben Erbsen (Schälerbsen) war eine Offenbarung im Noma. Als die ersten Chargen von “Peaso” in der Küche auftauchten, waren viele der Köch*innen, die damals arbeiteten, ganz vernarrt in das neue Miso-Erfindung und fanden jede Ausrede, um es zu verwenden, wo immer sie konnten.” – aus The Nomas Guide to Fermentation, S. 289

Was braucht man um selbst Miso zu machen?

Die Zutaten:
Um Miso zu machen braucht es eigentlich nur drei Zutaten Koji, Hülsenfrüchte (Protein) und Salz!
Koji: Schritt eins zum selber Miso machen: Reis Koji besorgen! Man kann es natürlich auch selber machen, aber gerade Anfänger*innen empfehle ich fertiges zu kaufen. So kann man Koji mal kennenlernt und weiß wie es riecht und schmeckt. Mittlerweile kann man fertiges Reis Koji in jeder größeren Stadt bekommen oder man besorgt es online. Einfach „Reis Koji kaufen“ googeln, da gibt es inzwischen sehr viel Angebote. Übrigens kann man Koji auch auf anderen Trägern als Reis züchten, es wächst auch auf Hülsenfrüchten, Getreide oder Pseudogetreidearten wie Amarant.
Hülsenfrüchte (Protein): Die meisten Misoarten werden mit Soja gemacht, aber auch andere Hülsenfrüchte eignen sich gut. Wie zum Beispiel in diesem Rezept mit Linsen.
Salz: Grundsätzlich kann man Miso mit jedem Salz machen. Ich möchte aber, wenn ich so viel Zeit und Liebe in etwas investiere, natürlich auch ein gutes Salz verwenden. Für mich zählen da zwei Punkte besonders: Erstens: ich bevorzuge Steinsalz gegenüber Meersalz, wegen des Mikroplastiks in Meeren. Zweitens achte ich darauf, dass ich Salz möglichst lokal bekomme. Steinsalz aus Tibet ist sehr gut, es gibt nichts dagegen zu sagen, aber da ich in Österreich wohne, verwende ich am liebsten Salz aus dem Salzkammergut.

Equipment:
Equipment teile ich in zwei Gruppen: Muss und Soll! Es gibt Sachen ohne die geht es nicht und dann gibt es welche die zwar optimal sind, aber die man nicht gleich für den ersten Versuch besorgen muss.
Großes Glas oder Keramiktopf: Muss. Bei Miso nimmt man besser ein sehr großes Glas und füllt es höchstens bis zur Hälfte, als ein kleines Glas, das bis zum Rand gefüllt ist! Das ist wichtig, weil man Miso speziell am Anfang richtig gut beschweren muss, damit sich keine Schimmel anfälligen Luftblasen bilden. Bei 2 kg Miso also am besten gleich ein 4 oder 5 Liter Glas.
Zedernholz – „Gewichte“: Soll. Die sind sehr gut zuhaben, muss aber nicht sein.  Zedernholzgewichte gibt es nicht zu kaufen, die muss man sich selber machen. Das geht aber ganz einfach und wird hier Schritt für Schritt erklärt: Zedernholz „Gewichte“ für Miso, einfach selber machen.
Gewichte: Muss. Gewichte sind essenziell beim Miso machen. Ich habe welche aus Keramik. Da kann man am Anfang auch improvisieren mit einem Teller oder einem Glasdeckel der ins Glas passt. Geht alles. Langfristig ist es natürlich einfacher, wenn man passende Gewichte fürs Glas hat. Speziell zweiteilige eignen sich sehr gut, da man die am besten durch die schmalen Glasöffnungen bekommt.
Tamari-Auffangbecher: Soll. Das ist purer Luxus, aber auch sehr sinnvoller! Tamari nennt man die Sojasauce die sich beim Miso machen bildet. Tamari aus dem eigenen Miso zu gewinnen, ist einfach etwas ganz Besonderes. Und es schmeckt auch besonders gut. Ich hab mir dafür Tamari-Becher aus Keramik gemacht und kann nur sagen: Spitze! So sammelt sich Tamari im Becher ganz von selbst.

Peaso Formel (aus dem Noma Fermentation Buch):

Rosen Peaso (3 bis 4 Monate) = 3 : 2 mit 4 % Salz
1500 g gelbe Linsen (yellow peas)
950 g Perlgraupen Koji
125 g Wildrosen Blätter
100 g Steinsalz

Die Grundformel von Noma für Peaso ist etwas untypisch für Miso, den sie verwenden sehr wenig Salz, deshalb bin ich schon äußerst gespannt auf das Ergebnis.

Mein Mandarinen Miso Rezept ausrechnen:

Proteine für 370 g Koji nach Formel für Peaso ausrechnen:
Zu Hause habe ich gerade noch ein bisschen Genmai (Naturreis) Koji und etwas Reis Koji (Kome Koji), die mische ich einfach und hab somit ein Gewicht von 370 g Koji. Da das Peaso ein 3 zu 2 (Protein zu Koji) Verhältnis hat, muss ich einfach meinen Koji Anteil durch 2 teilen und dann mit 3 multiplizieren.
370 : 2 = 185 × 3 = 555

Salz für mein Miso berechnen:
Dafür braucht man zuerst das Gesamtgewicht, bei mir: 555 + 370 + 25 = 950
Ich will einen Salzgehalt von 4 %: 950 : 100 = 9,5 × 4 = 38
Ich nehme also 38 g Salz.

5 % nicht pasteurisiertes Miso:
Lebendes nicht pasteurisiertes Miso haben nicht alle, deshalb kann man es zur Not auch weglassen. Aber falls man welches hat, hilft es das neue Miso auf den richtigen Weg zu bringen.
Den richtigen Anteil errechne ich so: Gesamtgewicht bei mir 950 g.
Davon 5 % ausrechnen: 950 : 100 = 9,5 × 5 = 47,4 unpasteurisiertes Miso.

Rote Linsen richtig kochen:

Rote Linsen unterscheiden sich von den anderen Linsensorten, da es sich bei ihnen um bereits geschälte Linsen handelt. Deshalb werden sie nie einweichen, da sie sonst noch mehr zerfallen. Nicht bei brodelndem Wasser kochen, sie sollten gerade so köcheln. Die Linsen gut im Auge behalten, sie benötigen höchstens 15–20 Minuten Kochzeit. Nach dem Kochen die Linsen in einem Sieb für eine halbe Stunde abhängen lassen, dabei so viel Wasser wie möglich rausdrücken. 550 g abwiegen
Tipp: ich habe als Test 555 g trockene Linsen genommen, nach dem Kochen waren es 1160 g. Für 555 g gekochte roten Linsen brauchen Sie deshalb circa 275 g.

Bin schon gespannt wie es wird. In 3 bis 4 Monaten weiß ich mehr. 🙂

Rotes Linsen Mandarinen Miso oder Mandarinen Linso

Rezept von Ella Josephine EsqueSchwierigkeit: Mittel
Zubereitungszeit

30

Minuten
Fermentierzeit

3 – 4

Monate

Miso kann man auch aus Linsen machen. Rezept für ein köstliches Miso aus Linsen, mit Mandarinenschalen aromatisiert.

Zutaten:

Zubereitung:

  • Zedernholzscheiben wässern. Am besten über Nacht. Ich verwende immer die Keramik Gewichte, um das Holz unter Wasser zu halten.
  • Linsen, Reis Koji, Mandarinenschalen, unpasteurisiertes Miso und Steinsalz in einer Schüssel gut miteinander vermischen bzw. kneten. Wer mag, kann jetzt orange Lebensmittelfarbe dazugeben. Wenn die Masse zu fest ist, etwas Linsenkochwasser hinzufügen. Es sollte ein feste aber cremige Konsistenz haben, auf keinen Fall sollte es zu flüssig sein.
  • Aus der Misomasse kleine Bällchen formen und ganz fest zusammendrücken um möglichst keine Lufteinschlüsse zu haben.
  • Das Glas extrem gut reinigen, ich wische es immer mit Wodka aus. Die Bällchen fest in das Glas pfeffern und superfest drücken. Am besten mit einem Sauerkrautstampfer festdrücken. Eventuelle Misoreste von der Innenseite des Glases wischen, am besten nochmal mit Wodka. Oberfläche grob mit Salz bestreuen.
  • Wer hat, kann jetzt einen Tamari-Becher in die Mitte des Misos geben. Ganz eindrücken. Der Becher fängt das abfließende Tamari (Sojasauce) ein, das sich langsam vom Miso absondert.
  • Zuerst die Zedernholzscheiben und dann die Gewichte auf das Miso legen. Glas nicht luftdicht verschließen. Am besten mit einem sauberen Stofftuch oder ich nehme immer die weißen, runden Kaffeefilter.
  • Miso an einen ruhigen, kühlen Ort stellen. Warten. 🙂

Tipps:

  • Speziell am Anfang ist sehr wichtig viel Gewicht auf das frische Miso zu geben. Merksatz:
    Soviel Gewicht(e) wie Miso. Muss nicht exakt stimmen, aber so kann man es sich ganz einfach einprägen. 🙂
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Zedernholz „Gewichte“ für Miso, einfach selber machen

🇬🇧 Auf Englisch

DIY – Zedernholz-Scheiben zum Fermentieren gibt es nicht zu kaufen, man kann sie aber ganz einfach selber machen

In Japan wird beim Miso machen, bei verschiedenen Produktionsschritten, immer wieder Zedernholz verwendet. So wird zum Beispiel Koji gern in Zedernholz Kisten (Koji Buta) gezüchtet. Miso wird in Fässern aus Zedernholz gereift, übrigens auch Sojasauce (Shoyu). So entstandenes Miso oder Shoyu gilt als besonders edel und Kenner*innen schwören auf den besonderen Geschmack. Zedernholz tu also dem Miso gut, so schreibt zum Beispiel die Genuss-Journalistin Dagmar Maas in einem Artikel: Miso braucht Zeit und Zedernholz.
Die Zeitung „The Japan Times“ bezeichnet Zedernholzfässer (Kioke) sogar als DIE Geheimzutat von guter Sojasauce: “Kioke: The secret ingredient of soy sauce”

Warum gerade Zedernholz?
Auf der Utopia Seite zu Zedernholz habe ich ein paar Hinweise gefunden, warum gerade dieses Material so ideal ist, um Miso darin zu lagern oder eine Scheibe davon als Teil des Miso Gewichts zu verwenden: „Die ätherischen Öle im Holz wirken unter anderem schleimlösend, antibakteriell, entzündungshemmend und immun fördernd“ oder „Insgesamt ist Zedernholz sehr langlebig, sogar wenn es im Wasser ist“. Das macht es ideal, um Schimmel oder Kahmhefe vorzubeugen.
Übrigens: Zedernholz als Schutz gegen Motten in den Kleiderschrank oder zu Lebensmittel zu geben, ist seit der Antike ein Klassiker. Ein anderer praktischer Grund Fässer aus Zedernholz zu machen war sicher, dass es sehr fäulnisbeständig ist und das Holz bewegt sich weniger als viele andere Hölzer unter den Feuchtigkeitsschwankungen zwischen Gebrauch und Lagerung.
Es gibt auch historische Gründe: Zedernholz ist in Japan weit verbreitet und früher wurde fast jedes Holzwerkzeug in Japan aus wegen der guten Holzeigenschaften aus Zedernholz hergestellt.
Falls jemand Holzexpert*in ist, würde mich sehr interessieren, ob es eventuell auch heimische Holzarten gibt, die ähnliche Eigenschaften haben? Bitte in die Kommentare schreiben.

Wo bekommt man Zedernholz?
Zedernholz wird auch sehr gern fürs Grillen genutzt. Dazu legt man Zedernholzbretter ein paar Stunden in Wasser ein und verwendet sie dann als Raucharoma oder auch als Unterlage für Fisch. Dass das so ist, ist sehr gut für Fermentierer*innen, deshalb findet man Zedernholzbretter in Grillbedarf Shops (zum Beispiel in Baumärkten). So werden dort oft als Grillbrettchen oder auch Räucherbrett geführt.

Equipment:
• Zedernholzbrett
• Glas, in das man das Miso gibt
• Karton
• Lineal
• Zirkel
• Schere
• Stift
• Säge, am Besten eine Laubsäge
• Schleifpapier

Bastelanleitung:
Bild 1: Das Glas umdrehen und mit Lineal den Durchmesser des Glases ermitteln. Bei mir 12 cm.
Bild 2: Auf einen Karton (wiederverwendeter Amazon Umschlag) einen Kreis mit 12 cm aufzeichnen. Den Zirkel in der Mitte einmal richtig durchstechen. Wir brauchen das Loch später als Markierung.
Bild 3: Den Kreis ausschneiden.
Bild 4: Die Kartonscheibe Test-halber ins Glas geben, dann merkt man gleich, ob es passt oder man die Maße eventuell noch anpassen muss.
Bild 5: Die Kartonscheibe aufs Holz geben und anzeichnen. Ich habe die Zedernholzbretter in der Verpackung gelassen, so konnte ich die Markierung am Plastik machen. Muss aber nicht sein. Kann man auch direkt am Holz machen.
Bild 6: Bei mir waren 2 Bretter in der Verpackung. Ich habe das Holz mit einem Klebeband fixiert, so konnte ich gleich 2 Scheiben aussägen.
Bild 7: Den Kreis aussägen. Ich hatte nur eine Stichsäge zu Hause. Mit einer Laubsäge wird der Kreis wahrscheinlich schöner als bei mir. 😉
Bild 8: Die Kartonscheibe auf die ausgesägte Holzscheibe legen und die Mitte anzeichnen.
Bild 9: Mithilfe des Lineals einen Strich durch die Mitte ziehen. Wir müssen die Holzscheibe jetzt noch in der Mitte auseinander sägen, weil sie muss ja durch die Öffnung in das Glas passen.
Bild 10 & 11: Testen, ob die Holzscheibe jetzt durch die Glasöffnung passt. Falls nicht, die Holzscheibe in 4 Teile sägen.
Bild 12: Alle Ränder und Kanten gut abschleifen.

Fertig!
Danke an das Blog Wilde Fermente von Isa aka Barbara Hosfeld, das mich dazu inspiriert hat Zedernholzscheiben für Miso zu verwenden.

Chefinspektor Schmendrick passt auf, dass ich alles richtig mache!

Die selbstgemachten Zedernholzscheiben kann man immer wieder verwenden. Bevor man die Holzscheibe auf das Miso legt, muss man sie wässern. Circa 1 bis 2 Stunden. Sonst saugt sich das Holz mit der Flüssigkeit vom Miso (Tamari-Sauce) voll.

Zedernholzscheiben kann man verwenden für:
Weißes Miso (Shiro Miso)
Grünes Miso (Spirulina Miso)

Wichtig!

Nicht vergessen diese Zedernholz Scheiben dienen nicht als Gewichte, sondern als Sicherheitsschicht über dem gesalzenen Miso. Darüber braucht man für selbstgemachtes Miso unbedingt noch Gewichte. Am besten Gewichte aus Keramik. Falls man die nicht hat, kann man auch ein Glas (das ins Miso Glas passt) mit Wasser füllen und auf die Zedernholzbrettchen stellen.

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