Joghurt selber machen – eine East Side Story

Das beste Joghurt der Welt kommt aus Bulgarien, laut Sandor Katz. Aber warum Bulgarien und Joghurt? Ich dachte ja immer Türkei. Das hat mich neugierig gemacht, deshalb habe ich ein wenig nachgelesen: Historiker*innen vermuten inzwischen den Ursprung von Joghurt in der Region, wo sich Bulgarien, Griechenland und die Türkei treffen. Es gibt also nicht nur ein Bermuda-Dreieck, sondern auch ein Joghurt-Dreieck. Dort sollen die Protobulgaren als Erste Milch zu Joghurt fermentiert haben. Entdeckt wurde es wahrscheinlich zufällig von nomadisch lebenden Schaf- und Ziegenhirten*innen. Wer dem „richtigen“ Joghurt also auf die Spur kommen möchte, sollte mal ins Joghurt-Dreieck reisen und dann am besten richtig viel Joghurt einpacken (1), denn das ist eines der Geheimnisse von wirklich gutem Joghurt, der richtige Bakterienstamm.

Das betreffende Bakterium heißt übrigens: „Bacillus bulgaricus“. Apropos Bulgarien, in Sophia wurde ein eigenes Institut dafür eingerichtet, nur um die bulgarischen Ur-Bakterienstämme weiterzuzüchten und ihre Reinheit zu bewahren. Möglich, dass die Anfragen sich dort bald häufen: Forscher haben herausgefunden, dass die Bulgaricus-Milchsäure das Fortschreiten von Parkinson verlangsamen kann.

Man kann aber auch ohne die Bulgarischen Ur-Bakterienstämme richtig genial gutes Joghurt zu Hause machen, es ist eigentlich ganz einfach, und wenn man mal einen guten Stamm hat: beschützen, hegen und pflegen, man kann daraus nämlich ewig weiter gutes Joghurt machen, spart sich den Verpackungsmüll von gekauftem, viel Geld, man weiß immer ganz genau, was drinnen ist, und es schmeckt einfach viel, viel besser!
Ich stelle hier eine super einfache Joghurt-selber-machen-Methoden vor:

Joghurt, selber machen:
Zutaten:
1 Liter Milch
1 EL Naturjoghurt, mit aktiven Kulturen (2)

Zubereitung:
• Milch auf mittlerer Hitze auf 80 bis 85 Grad C erhitzen. Nicht auf die höchste Temperatur stellen, wenn die Milch zu schnell aufkocht, kann das Joghurt später körnig werden. Ohne Thermometer: so lange, bis die Milch anfängt, Blasen zu schlagen. Auf 50 bis 45 Grad abkühlen lassen. Ohne Thermometer: wenn man den Finger reinsteckt, es zwar heiß ist, aber geht, aber nach zwei, drei Sekunden schmerzt.
 Gläser mit Schraubverschluss vorbereiten (heiß ausspülen).
 In ein Glas fünf Esslöffel Milch geben und einen Esslöffel Joghurt. Kräftig schütteln. Die Joghurt-Milch-Mischung wieder zur Milch schütten. So wird das Joghurt schön aufgelöst und ich gehe sicher, dass sich die Joghurtbakterien gleichmäßig verteilen. Auf die Gläser aufteilen. Jetzt gibt es mehrere Möglichkeiten:
1. Backrohr auf 50 Grad vorheizen, dann nur das Licht anlassen.
2. Kühlbox mit 50 Grad warmem Wasser, handbreit gefüllt.
3. Joghurtmacher.
Gläser für mindestens sechs Stunden oder über Nacht ins Backrohr/Kühlbox/Joghurtmacher stellen.
•  Damit das Joghurt noch schön fest wird, dannach für 12 Stunden in den Kühlschrank geben.
•  Nicht vergessen: Ein Glas bzw. einen Esslöffel für die nächste Joghurt-Session aufheben!

Tipp:Ich liebe es, das Joghurt vor dem Essen mit einer Prise Salz cremig zu rühren, dann gebe ich Früchte für Fruchtjoghurt dazu. Oder ich rühre Instantkaffee und Honig unter, für das weltbeste Kaffeejoghurt. Einfach mal ausprobieren. 

Zu (1): Ich habe gelesen, dass europäische Migranten im 19. und 20. Jahrhundert, wenn sie in die USA flüchten mussten, also in einer Zeit, wo man noch lange Schiffsreisen antrat und keine Kühltaschen hatte, eine ganz einfache Methode hatten, ihren Joghurtbakterienstamm mitzunehmen. Sie haben ein Tuch flach aufgelegt, das Joghurt darauf verteilt, es trocknen lassen, dann vorsichtig zusammengelegt und konnten es so einfach einpacken. Das hält ewig, wenn man es wieder braucht, kratzt man einfach das getrocknete Joghurt ab. Damit kann man wieder Milch impfen und von Neuem Joghurt machen.

Zu (2): Welches Joghurt? Für das Joghurt am besten in einen Bio Supermarkt gehen, am Bauernmarkt kaufen oder wenn du zufällig in New York wohnst, geh in Yonah Schimmel’s Knish Bakery, aber egal von wo, es muss ein „AKTIVES“ Joghurt sein. Stichwort: Naturjoghurt! Wenn die Milch vorher pasteurisiert wurde, egal, nur „nachher“ nicht, also nicht beim fertigen Joghurt. Klingt kompliziert, ist es aber nicht, im Zweifel einfach nachfragen.

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10 Kommentare

  1. Das sieht lecker aus. Ich mache schon Kefir, Kombucha und Sauerkraut selber. Joghurt bislang noch nicht. Das werde ich auf jeden fall ausprobieren. Gute Beschreibung! Danke !

  2. Super toll erklärt, werde ich auf jeden Fall nachmachen! Meine türkischen Schülerinnen haben mir auch immer davon erzählt, aber niemals, wie es genau gemacht wird. Ich freue mich sehr, dass ich sie entdeckt habe.

    1. Hallo Herta,
      das freut mich, dann kannst Du Dich ja super mit Deinen türkischen Schülerinnen austauschen!
      Super liebe Grüße, Ella

    1. Hallo!
      Danke das freut mich! Positives Feedback ist immer sehr schön 🙂
      Und mach ich, es stecken noch so viiiiiiiiiel Rezepte und Geschichten in mir die rausmüssen! 😉
      Ganz liebe Grüße, Ella

  3. wow!
    tolle, sehr natürliche, einfache, intelligente u kreative Seite! danke! schade, daß ich nicht aktiv auf Facebook bin.
    ich will mehr 🙂
    conny

    1. Danke Conny, Ich hab schon wieder so viele Ideen für neue Artikel, ich kann dir deshalb sagen: “Da kommt noch jede Menge!” 🙂

      LG, Ella

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