Edelkastanien oder Maroni perfekt dämpfen

Eines der schönsten Dinge im Herbst: Esskastanien von wild wachsenden Kastanienbäumen in der Südsteiermark!

Kastanien sind purer Herbstgeschmack. Im Herbst ist es in der Südsteiermark, wo ich aufgewachsen bin, Usus in den Wald zu gehen und Kastanien zu sammeln. Auf steirisch: Kastanien klauben. Die besten Plätze sind meistens am Waldrand oder auf Lichtungen. Das herbstliche Sammeln war für mich immer so normal, erst in Wien habe ich gelernt, dass es in Österreich sowas wie einen steirischen „Kastaniengürtel“ gibt. Von Ligist beginnend, in einer Seehöhe von circa 300 bis 700 Meter, bis nach Remschnigg. Im Bezirk Deutschlandsberg ist die Kastanie nach der Buche die zweithäufigste Laubbaumart. Da ist wirklich ein Vorteil Familie in Eibiswald zu haben, das liegt mitten im Kerngebiet.

My private connection
Heuer gibt es laut meine Mutter so viele Kastanien wie schon lange nicht und sie ist eine leidenschaftliche Sammlerin. Ich bin die glückliche Nutznießerin, weil sie mir jedes Jahr per Post 1 Kilo davon nach Wien geschickt. Heuer nehme ich das zum Anlass, mal aufzuschreiben, wie ich Kastanien am lieben genieße.

Die große Frage, Kochen oder Backen? Nein Dämpfen!
Am besten sind Kastanien natürlich, wenn man sie am offenen Feuer selbst bratet. Mein Vater hatte dafür eine Kastanienpfanne, mit nach innen geschlagenen Löchern, samt Holzofen in seiner Werkstatt stehen und jeden Herbst haben wir im Hof Kastanien gebraten. Ein Traum! In meiner Wiener Wohnung geht das schwer, da bleibt nur kochen, backen oder dämpfen. In meiner Familie ist es eher üblich zu kochen oder zu backen, aber ich finde die Kastanien aus dem Backrohr zu trocken und außerdem bekomme ich da nie die widerspenstige Innenhaut ab. Kochen mag ich schon lieber, das geht auch ganz gut, aber am liebsten mag ich sie gedämpft. Vielleicht hierzulande noch etwas unüblich, aber so werden die Kastanien oder Maroni perfekt und die Haut geht gut ab.

Zutaten:
Edelkastanien oder Maroni

Edelkastanien oder Maroni dämpfen:
Schritt 1: Die Kastanien zuerst vorbereiten und sie für mindestens 1/2 Stunde in Wasser einweichen. So kann man sie leichter einschneiden.

Schritt 2: Kastanien nicht auf der flachen, sondern über die ganze gewölbten Seite einschneiden. Nicht zu tief, idealerweise werden nur die beiden Häute der Maroni angeschnitten. Dabei sehr vorsichtig sein, damit man sich nicht schneidet! Dann die Kastanien in den Dämpfer geben, bei mir ein großes Sieb, das super in meinen größten Topf passt. Deckel drauf und für 40 Minuten dämpfen.

Schritt 3: Die Kastanien schälen. Dafür die Kastanien im Topf lassen. Ich gebe sie immer in zwei Geschirrtücher gewickelt zurück in den Topf und geb den Deckel drauf. Damit dämpfen sie etwas weiter. Dann höchstens drei auf einmal herausnehmen und schälen. Die Schale geht nämlich leichter ab wenn sie noch warm sind und wenn sie „nachdämpfen“ können.

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… von b’soffenen Kapuzinern & durstigen Nonnen

Wunderlich benannte Speisen gibt es wohl weltweit. Eine urösterreichische ist der Besoffener Kapuziner

Der ist außer unglaublich köstlich auch ein kleines Namens- und Geschlechtswunder: B’soffene Liesl, Durstige Nonne, Bröselpudding, Durstiger Bauer, Triett, Bröslschober und mit Most statt Wein zubereitet, wird er/sie/es auch noch zum Mostschober oder Mostpudding!

Ich kenne den Kuchen aus meiner Kindheit in der Mönch-Version, also als Kapuziner, nach denen er wegen seines hellen Brauntons getauft wurde. Die Kapuziner müssen essen-benennungs-technisch ja immer wieder herhalten, weil ohne sie gäb’s auch keinen Cappuccino und auch nicht den Wiener Kapuziner, zumindest würden sie anders heißen. Blunznfetter Benediktiner vielleicht, wenn man den Gugelhupf zu lang im Ofen lässt. Und vielleicht Damenschwips-Dominikaner, wenn man den Kuchen erst gar nicht erst ins Rohr schiebt. Egal, nur so Ideen.

Sehr interessant finde ich den Namen Bröselpudding, der kommt nämlich sehr englisch daher. In Großbritannien ist Pudding ja fast ein Synonym für Naschspeisen, bei uns kennt man am ehesten noch den Englischen Weihnachtspudding, eine Art Kletzenbrot, das gedämpft wird. Da schließt sich schön der Kreis zum Bröselkuchen, der klassischen Grundlage für diese Nachspeise. In der unoffizellen steirischen Kochbibel, dem St. Martiner Kochbuch, wird der perfekte Bröselkochkuchen 45 Minuten gedämpft, ähnlich dem englischen Pudding.

Für mich die beste Nachspeise der Welt. Als Kind war es immer das Highlight, wenn es G‘soffene Kapuziner gab. Vor allem weil ich mir immer nur ein kleines Stück abschneiden durfte. Das Rätsel, warum, hab ich aber erst viel später geknackt.

Wichtig ist für die Südsteirer*innen, wie gesagt, dass es ein Bröselkuchen ist, Nüsse wie auf Wikipedia beschrieben, sind als Signaturmerkmal dabei völlig nebensächlich. Es kann mit Nüssen sein, muss aber nicht. Meine Version ist übrigens ein (Weihnachts)kekse-Vernichter, weil irgendwann kann man das Gebäck halt echt nimmer sehen. Es funktioniert aber mit jeder Art von Bröseln.

Ein letzter Namenvorschlag: Wenn man das Dessert für Kinder mit ohne Alkohol zubereitet, dann könnte man es so nennen: Zwickter Kapuziner!

Zutaten Bröselkuchen:
6 Eier, 6 EL Vanillezucker, 2 EL warmes Wasser, 6 EL alte Kekse oder Semmelbrösel, 1 cup oder 120 g Mehl, Kakao für die Kapuziner

Zutaten Glühwein:
500 ml Weißwein (bei mir fruchtiger Weißburgunder),
100 ml Wasser,
1 TL Zucker,
3 Stangen Zimt,
5 Stück Gewürznelken,
1 Sternanis,
Zitronen oder Orangenschalen (unbehandelt)
optional: 20 ml Zwetschkaretto (hier klicken für das Rezept)

Zum Flambieren:
80-prozentiger Inländer Rum, optional Zimtstange oder Sternanis

Zubereitung:
• 
Die Kekse in einer Küchenmaschine feinmahlen, ich habe dunkle Schokoladenkekse und helle Kekse getrennt gemahlen.
Eier trennen. Eiklar mit einer Prise Salz zu steifem Schnee schlagen. Eidotter mit Zucker flaumig rühren, nach und nach die 2 EL warmes Wasser dazugeben, damit es schön schaumig wird.
Eidottermasse aufteilen, zu einem Teil die hellen Brösel und zum anderen die dunklen Brösel geben, wer mag, kann hier nach Belieben mehr Kakao verwenden. Die Brösel vorsichtig unterheben, genauso jeweils die Hälfte des Mehls.
Gugelhupfform einfetten, bemehlen oder mit Backtrennspray besprühen, bei 200 Grad für circa zwölf Minuten backen. Stäbchenprobe machen. Auskühlen lassen.
Inzwischen den Weißwein und Wasser mit Zucker (je nach Geschmack), Zimtstangen, Gewürznelken, Sternanis und der Zitronenschale erwärmen. Es soll nie mehr als 60 Grad erreichen, damit kein Alkohol verdampft. Wer mag und hat, kann etwas selbstgemachten Zwetschkaretto dazugeben. Mindestens eine Stunde ziehen lassen. Am besten schon am Vortag machen, dann ziehen die Gewürze optimal ein. Zudecken, nicht vergessen!
Den Glühwein abseihen und den Bröselkuchen darin einlegen, der soll sich richtig ansaufen.
Zum Flambieren die Kapuziner und die Nonne mit 80-prozentigem Rum beträufeln und vorsichtig mit einem langen Streichholz anzünden!

Ich wünsche gutes Gelingen und wortwörtliche: „Prost Mahlzeit!“

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